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Tag 87 Freeway

Irgendwie hat es auch etwas Faszinierendes an sich. Leaving Las Vegas ist zumindest in Richtung Nordosten (fast) nur möglich über eine Freeway. Dasselbe gilt natürlich auch für Entering Las Vegas. Und ich war der Überzeugung, dass das Fahren auf Freeways für Velos verboten ist. Dem Internet sei Dank fand ich aber schnell heraus, dass es vor allem im Westen zumindest dann erlaubt ist, wenn es keine Alternative dazu gibt. So bin ich schon vor Moab für 10 Kilometer auf einer Freeway gelandet. Und es ist schon fast absurd: Auf der I15 vor Las Vegas gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 75 mpH. Und es gibt eine breite „Schulter“, wie man auf dem Video schön sehen kann. 75 mpH sind manchmal auch auf Landstrassen erlaubt, wo es für Velos viel weniger Platz hat.

Beginn der Gravelroad, der ich 30 Kilometer lang folgen soll. Kein Problem mit dem neuen Hinterrad, aber ob es da nicht wieder Zäune oder „no trespassing“ Schilder hat? Komoot ist hier äusserst unzuverlässig.

Gleichwohl versuche ich Alternative zu finden. Komoot will mich auf eine Gravelstrasse leiten, ich bin skeptisch. Was, wenn nach 30 Kilometern Holperpiste dann doch ein Tor steht? Schon mehrfach erlebt (zum Glück nach weniger als 30 Kilometern…), mühsam. Zweite Möglichkeit ist es angeblich, 20 Kilometer auf der ehemaligen Highway zu fahren und erst dann für 10 Kilometer auf den Freeway einzubiegen. Doch auch hier bin ich mir nicht sicher, ob das wirklich klappen wird. Vor allem aber: warum soll ich 20 Kilometer auf einer schlechten Strasse und 10 auf dem Freeway fahren, wenn ich auch gleich 30 Kilometer auf dem Freeway „heizen“ kann.

Der alte Highway. Also das links…

Und so wechsle ich noch Akkus, trinke etwas, mache mich bereit, um möglichst ohne Stopp die 30 Kilometer hinter mich zu bringen. Die Auffahrt zum Freeway ist einfach und schon bald folgt der erste Truck-Parkplatz, wo ich doch auch kurz anhalte. Wenige hundert Meter später fällt mir eine Strasse auf, die direkt dem Freeway entlanggeht. Wie ich im Verlauf der Fahrt sehen werde über viele Kilometer. Zwischen der Strasse und mir aber leider ein Stacheldrahtzaun. Wäre doch schon angenehmer. Habe ich diese Strasse bei der Vorbereitung übersehen? Warum haben mich meine Apps nicht darauf gelotst? Umkehren will ich aber nicht, auch wenn es nur wenige hundert Meter sind. Und das zu Recht wie ich im Nachhinein sehe. Die Strasse ist nicht durchgängig, der Freeway wirklich die einzige sinnvolle Möglichkeit.

Links: Freeway, rechts: perfekt wirkende Strasse, dazwischen: Zaun

Die „Shoulder“ ist so breit, dass das Fahren kein Problem ist. Viel Verkehr, schneller Verkehr, aber mit genügend Abstand. Herausfordernder sind zwei Dinge: die Standspur könnte man auch Schmutzspur nennen. Einmal muss ich fast anhalten, weil wohl Tausende Scherben direkt vor mir liegen (das sollte meinen Reifen allerdings nichts mehr ausmachen), ein andere Mal liegen wie so oft Lastwagenreifenreste vor mir, die sich vom Reifen abgelöst haben, einmal bin ich nicht ganz aufmerksam und fahre über eine Art Nagel. Zuerst mit dem Vorder-, dann mit dem Hinterreifen. Ich spüre das leichte Holpern, ist aber nicht spitz genug. Glück gehabt. Das zweite Ding: die Idioten von velofahrenden Autofahrern. Nicht Ebike. Velo. Autos mit Velos auf dem Heckgepäckträger, die mich aufmuntern wollen, die zeigen wollen wie cool sie mich finden. Und hupen. Volltrottel. Echt.

Die 30 Kilometer sind nach kaum einer Stunde hinter mich gebracht, ich fahre mit viel elektrischer Unterstützung und bewusst schnell, aber auch vorsichtig und zumeist auf die Fahrbahn konzentriert. Alles geht gut, gleichwohl bin ich froh als ich den Blinker setzen kann und von der Freeway abfahre. Danach geht es über eine Brücke über den Freeway (vgl. Beitragsbild) und muss schmunzeln.

Direkt am Ende des Freeways beginnt eine Velospur. Und es gibt von dieser Seite keine andere Möglichkeit darauf zu gelangen als über den Freeway. Danach ists dann einfach. Noch 88 Meilen nach Las Vegas.

Doch bevor ich diese auf mich nehme, raste ich in einem Hotel, das gestern ausverkauft war. Restlos ausverkauft. Wie auch die Hotels in Mesquite, wo ich gestern übernachtet habe. Gut. Dort gab es wohl noch ein paar Zimmer, aber war zumindest fast ausverkauft. Moapa Valley komplett ausgebucht. Weshalb ich einen Tag länger in St. George bleiben musste. Das erstaunt mich vor allem deshalb, weil das Hotel heute praktisch leer ist. Das hat sicher damit zu tun, dass gestern Samstag war. Aber vielleicht auch damit:

Zumindest ich wäre sicher deswegen hierher gekommen! Schade. In ein paar Tagen plane ich der Area 51 entlang zu fahren, aber eben nur entlang. Und es gibt da so ein paar spezielle Dörfer mit echten Aliens und so, aber die sind auf der anderen Seite der Area 51. Und da komme ich nicht hin, zu abgelegen. Aber wenn mein Plan aufgeht, könnten die Tage nach Las Vegas durchaus spannend werden. Da hats viele seltsame Attraktionen und ja, da geht es massiv um Geister und Ausserirdische und, warten wirs ab. Denn bevor es leaving heisst, heisst es erst einmal: Entering Las Vegas.

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