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Die Wende des Kopernikus (1)

Das Sein stellt uns vor grosse Rätsel, das Sein uns oftmals zweifeln lässt: Wer bin ich nur, was kann ich tun, was ist der Sinn meiner Existenz? Zwei Antworten werden hierauf gegeben, sie sind einander entgegengestellt: Der Mensch, er ist das Ziel einer Schöpfung, der Mensch, er ist bloss Teil der Natur.

Das Paradies, es war nicht schön, wie es dem Menschen angeblich verkündet wurde, es gab kein Böse und kein Gut, keine Willensfreiheit, keinen Gott. Erst der »Apfel« der Erkenntnis hat dem Menschen ein Bewusstsein seiner selbst gebracht, die Fähigkeit zur freien Entscheidung und damit die Möglichkeit für Moral. Der Mensch hat sich selbst in den Mittelpunkt gesetzt, um den sich alles drehte, als Ziel einer Schöpfung sah er seinen Sinn, für ihn sei die Erde erschaffen worden. Da wurde die Erde angestossen, der Mensch aus dem Gleichgewicht gebracht, er hat sich stark dagegen gewehrt und wehrt sich noch bis heute.

Des Menschen Erde ist nicht Mittelpunkt, sie dreht sich nur um eine Sonne, das war die grosse Erkenntnis, die Wende des Kopernikus. Die Erde ist nicht speziell, noch kaum ein Punkt im Weltenall, darauf nur winzig klein der Mensch – als Ziel einer Schöpfung?

Der Mensch ist nur ein grosses Tier, wie der Löwe bloss ein Teil der Natur und doch unterscheidet er sich stark durch seine Fähigkeit zur Reflexion. Schon bald darauf wurde Gott getötet, das Paradies vernichtet, mit ihnen schien auch die Moral zu sterben, die Willensfreiheit, die unsterbliche Seele.

Der »Apfel« der Erkenntnis, er hat es dem Menschen ermöglicht, zu wissen und zu urteilen, was richtig und was falsch ist. In der Selbsterkenntnis hat er sich transzendiert, sich über sich selbst erhoben, hat er seine Taten reflektiert, Verantwortung übernommen. Er hat sich sein Paradies eingerichtet, ein »Leben«, das sein Leben »überlebt«, er hat sich seinen Gott konstruiert nach seinem Ebenbilde. Sein Leben erhielt so einen Sinn, weil er ihn sich selber gab, die Freiheit war Folge seiner Erkenntnis wie auch seine Seele, die Moral und Gott.

Das Sein stellt uns vor grosse Rätsel, die sich zumeist beantworten lassen, doch damit eine Erkenntnis auch sicher ist, benötigt sie ein Fundament. Dieses besteht in des Schicksals Ironie, die verschiedene Bereiche verbindet: die Lebenswelt, wie wir sie erfahren, mit der Welt, in der die Erde sich dreht.

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